Im Zentrum des Bayerischen Waldes, zwischen Pfahl und schwarzem Regen, an den Hängen des Hallerbergs mit dessen höchsten Punkt, dem Berliner Kreuz (683 m) und des Hohen Kreuz (609 m) liegt Kaikenried.
Breitengrad: 49.0137088, Längengrad: 13.0292543
Abweichungen von bis zu 30 Minuten sind durchaus nicht unüblich
früherer Spruch
Es kimd da Hirt mit seiner Girt
und hat das ganze Jahr mit Freunden ausg'hirt.
26 bis 27 Wochan is a narisch lange Zeit
hod se da Haijda scho lang auf Martini gfräd.
Da Haijda maou haiddn im Renga und Wind,
das eam offmois da Dreg übern Osch obe rinnt.
Kimd a hoam steht a kiesblaue Suppn in da Rean,
maou a de a no begehrn.
Sogt a ebs vom bessern Essen, haut'n Bairin ei ind Fressn.
Sogt a ebs vom druckan Ko, steijßtn da Bauer hindre ins Lo'h
Oba eitzad, do hear i's Schließl klinga,
werd da Bauer ins Kammerl springa, und da Zwansgerl aussabringa
A Zwansgerl is ma no ned gnua, k’hert se no a Stickal Weißbrot dazua
So eitz hau i Gat am Disch, da wissts das moang Martini is.
Mit’m Schlegl daschlong, mit’m Sock dahaun
das se af’d Nocht koa Woif mehr aussa draut
Buam seids alle do? - Ja
Geht koana mehr o? - Na
Dann riaglts eich!
Wolf
Die Gruppe der Wolfausläuter (meistens aus einem Dorf) wird als "Wolf" bezeichnet.
Flachschelle
Die Standard-Glocke aus dem Bayerischen Wald, rechteckige Form, bei größeren Glocken nach unten etwas auseinanderlaufend, mit dumpfen Klang
Froschmaul
Runde, bauchige Glocken, wie sie aus dem Alpenraum bekannt sind, mit hellem Klang
Schwengel
Der Klöppel im Inneren der Glocke wird beim Wolfausläuten als Schwengel bezeichnet.
Hirte (Hiarta / Heijta)
Der Anführer des Wolfes, der den Takt und die Bewegungsabläufe vorgibt, er ist zudem Chef und Organisator.
Goaßl
Peitschenähnlicher Strick mit Griff. Im Unterschied zur Peitsche ist der Griff kürzer und der Strick dicker und länger. Am Ende des Stricks befindet sich der "Batscher".
Batscher
Separates Endstück der Goaßl, dass mit einem Knoten am Strick als Verlängerung verbunden ist. Besteht aus Leder oder Kunstfaser und ist geflochten. Dadurch entsteht der laute Knall.
Goaßlschnoizen
So wird das Schwingen der Goaßl bezeichnet, bei der man mit einer schnellen Drehbewegung des Oberkörpers und des Arms versucht, einen lauten Knall zu erzeugen. Der Bewegungsablauf wird mehrfach wiederholt.
Riegeln
Eine spezielle Form des Läutens, in dem die Glocke so geschüttelt wird, dass der Schwengel in schneller Abfolge gegen die Glockenwand schlägt
Riegler
Wenn der Wolf gemeinsam riegelt. Gerne wird ein Riegler auch als Dank für den Gastgeber durchgeführt.
Doppelschlag
Eine Tonfolge, bei der die Glocke mit den Armen hochgehoben wird und dann nach unten fällt. Die Glocke federt nochmal etwas zurück. Dabei schlägt der Schwengel zweimal an.
Krawenter
Wacholderzweige. Diese werden in Kaikenried traditionell am Hut der Wolfausläuter befestigt. Es wird dabei nur ein Zweig angesteckt. In anderen Orten nimmt man stattdessen Fichten- oder Tannenzweige und mancherorts wird der Hut rundum damit geschmückt.
Trageweise:
Im Viechtacher Raum werden die Glocken mit dem Gurt vorwiegend um die Schultern getragen. Im Regener Raum werden sie stattdessen um die Hüfte geschnallt. Dadurch unterscheidet sich auch die Technik beim Läuten.
Klang:
Durch Kombination von Flachschellen und Froschmäulern kann viel varriert werden, weshalb ein sehr abwechlungsreiches Klangbild entsteht.
Glockengrößen:
In Kaikenried finden sich fast alle Glockengrößen von 10-20 cm bei den Jüngeren, 30 - 45 cm große Glocken sind im mittleren Bereich. 50 - 80 cm sind die großen Glocken. Größere Glocken als 80 cm werden in Kaikenried nicht verwendet.
Bauweise:
Ältere Flachschellen sind kleiner und geschmiedet, meist aus Stahl oder Messing. Flaschschellen neuerer Bauart bestehen aus lackierten oder galvanisierten Stahlblech dass zusammen genietet und geschweißt wurde, in den Stärken 2 bis 4 mm. Froschmäuler sind grundsätzlich geschmiedet. Der Gurt ist aus Leder, oftmals geschmückt, ca. 5 - 12 cm breit. An einigen Gurten sind die Namen der Besitzer eingestickt. Bei anderen ist der Name in die Gurtschnalle eingraviert.
Unterschied: Wolfausläuten - Wolfauslassen
Die Begrifflichkeiten unterscheiden sich, nicht so sehr die Ausübung des Brauches. Beim Wolfausläuten wird ganz allgemein auf das Verscheuchen des Wolfes oder des Wolfsrudels verwiesen. Der ältere Begriff "Wolfaustreiben" meint dahingehend das Gleiche. Wolfauslassen meint dagegen etwas spezifischer, dass der Wolf den Wald wieder verlassen kann, da das Weidevieh wieder in den Ställen und damit in Sicherheit ist. Auch hier ist es wieder so, dass der Begriff "Wolfausläuten" mehr im Viechtacher Raum, der des Wolfauslassens mehr im Regener Raum zu finden ist.
with from Fritz Bielmeier